Odds und Outs

Eine der wichtigsten Lektionen beim Pokerspiel ist das Erkennen und Berechnen von Outs und Odds (hier unterscheiden wir noch zwischen Hand Odds und Pot Odds). Für die Neulinge unter uns seien hier die beiden Begriffe erst einmal erklärt:

Outs

Hiermit bezeichnen wir die Anzahl der Karten, die unsere derzeitige Hand verbessern können.

Beispiel:

  • Sie spielen Texas Hold’em und haben 67 in Ihren Pocket Cards, beim Flop werden 45J aufgedeckt. Wenn nun eine 3 oder eine 8 kommen, haben Sie eine Straße. Im Deck befinden sich jeweils viermal die 3 und die 8, Sie haben also insgesamt 8 Outs.

Hand Odds

Dies bezeichnet das Verhältnis der Anzahl der Karten, die noch verdeckt sind und Ihnen nicht helfen würden zu den Outs.

Im obigen Beispiel:

  • Wir haben 5 aufgedeckte Karten (unsere Pocket Cards und die 3 Karten am Flop) also noch 47 unbekannte Karten. Davon sind 8 unsere Outs. Die Odds stehen nun also (47 – 8) : 8 = 39:8. Wir runden dies nun der Einfachheit halber auf 40:8 und kürzen durch 8 auf 5:1. Dies würde heißen, daß wir, wenn wir diese Kombination sechsmal haben, statistisch gesehen genau einmal unsere Straße fertig bekommen.

Pot Odds

Beschreibt das Verhältnis von vorhandenem Pot und verlangtem Einsatz, um einen Call zu machen. Umso höher dieses Verhältnis (also je kleiner der Call im Vergleich zum Pot), desto besser.

Beispiel:

  • Der Pot beträgt €70 und Sie müssen für einen Call €10 bezahlen – das entspricht Pot Odds von 70:10 oder 7:1 – wenn Sie diese Hand also genau einmal in 8 Versuchen gewinnen, stehen Sie im Endeffekt ohne Gewinn oder Verlust da.

Mathematik im Pokerspiel

Viele Spieler lassen sich durch die Tatsache, daß Mathematik im Spiel ist, davon abschrecken, sich mit Odds zu beschäftigen. Tatsächlich ist es aber viel einfacher als man auf den ersten Blick vermuten mag und während viele erfolgreiche Spieler behaupten, ihre Entscheidungen aus dem Bauchgefühl heraus zu treffen, schwören die meisten Profis auf eben jene Odds. Und auch diejenigen, die aus Gefühl entscheiden, haben im Lauf der Zeit durch ihre Erfahrung abzuschätzen gelernt, wann die Chancen gut für sie stehen.

Tatsache ist, daß Poker eben nicht ein Glücksspiel im eigentlichen Sinne ist. Natürlich spielt Glück eine Rolle, keine Frage, aber nicht umsonst finden wir immer wieder dieselben Spieler ganz weit vorne. Warum? Weil sie das Spiel mit der Wahrscheinlichkeit und den Odds am besten beherrschen. Und weil sie die Hand Odds und die Pot Odds richtig gegeneinander ausspielen.

Was macht nun Pot Odds und Hand Odds so wichtig? Und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Muß ich überhaupt beide Odds kennen? Nun, um uns darüber im Klaren zu sein, müssen wir kurz wieder ein wenig in der Theorie schwelgen. Pokern ist – wie erwähnt – nicht nur ein Glücksspiel, es ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten. Wenn man also auf Dauer gewinnbringend spielen möchte, muß man die Wahrscheinlichkeit auf seine Seite bringen. Sobald man das schafft, wird man unter dem Schlußstrich eine positive Bilanz ziehen können. Und zwar deshalb weil sich viele Spieler das Konzept der Outs und Odds nie angeeignet haben.

Gehen wir doch einfach zu unserem oben erwähnten Beispiel zurück und verbinden Hand Odds und Poker Odds:

  • Wir haben also Hand Odds von 39:8 oder grob gesagt 5:1. Unsere Pot Odds betragen 7:1. Was nun? Nun, laut Wahrscheinlichkeit können wir beruhigt einen Call wagen solange unsere Hand Odds unter unseren Pot Odds liegen. Denn das heißt nichts anderes als daß wir statistisch gesehen zwar fünfmal verlieren und nur einmal gewinnen, aber daß wir bei diesem einen Sieg unseren Einsatz 8fach hereinbekommen. Wir könnten uns also in der Theorie sogar noch 2 zusätzliche “unglückliche” Niederlagen leisten. Die Wahrscheinlichkeit ist also auf unserer Seite.

Auf Dauer siegt Mathematik immer über Glück

Bei dieser Theorie geht man natürlich davon aus, daß man jedesmal dieselben Hand und Pot Odds hat, was in den seltensten Fällen vorkommen wird. Aber Tatsache ist, daß man so auf Dauer gewinnbringend spielen wird. Sie müssen sich im Klaren sein, daß bei unserem Beispiel statistisch gesehen einem Sieg fünf Niederlagen gegenüberstehen. Wenn Sie nun fünfmal in Folge Ihre €10 Einsatz verlieren und dadurch beim nächsten mal kneifen, wird diese Strategie nicht aufgehen. Selbst wenn Sie das Pech haben sollten, zehnmal in Folge bei diesen Chancen zu verlieren, ja auch bei zwanzigmal… Sie müssen die Zähne zusammenbeißen und die Wahrscheinlichkeit weiterhin zu Ihren Gunsten zu nutzen verstehen.

Wichtig: Bitte beachten Sie, daß wir bisher der Einfachheit halber die Tatsache vernachlässigt haben, daß wir nach dem Flop nicht nur eine Chance auf unsere Outs haben, sondern zuerst einmal am Turn und danach noch einmal am River! Die korrekte Formel zum Berechnen unserer tatsächlichen Hand Odds wäre in unserem obigen Beispiel wie folgt:

Wir machen eine Umkehr und ziehen die Wahrscheinlichkeit, weder auf Turn noch auf River ein Out zu ziehen, von 100% ab. Die Formel dafür lautet:

1 – [((47 – Outs) / 47) x ((46 – Outs) / 46)]

In unserem Fall also:

1 – [(39 / 47) x (38 / 46)] = 1 – [0,830 x 0,826] = 1 – 0,686 = 0,314 -> 31,4% Chance auf eine Straße.

Um diese % Chance nun wieder in Hand Odds umzuwandeln (damit wir diese mit den Pot Odds vergleichen können) rechnen wir:

Hand Odds = [(1 / %) – 1]

Also:

[(1 / 0,314) – 1] = [3,18 – 1] = 2,18 -> also annähernd 2,2:1

Wenn Sie sich das vor Augen halten, dann werden Sie verstehen, daß Sie oben erwähnte Hand selbst bei Pot Odds von 3:1 spielen sollten, also selbst wenn der Pot lediglich €30 beträgt würden Sie mit €10 callen.

Und zum Abschluß für alle, die sich so fleißig bis hierher durchgelesen haben, eine große Belohnung, um das Berechnen der Hand Odds vom Flop respektive Turn weg zu erleichtern. Am Flop nehmen Sie die Outs und multiplizieren Sie sie mit 4, das ergibt in etwa die prozentuelle Wahrscheinlichkeit. Danach nehmen Sie die schon erwähnte Formel Hand Odds = [(1 / %) – 1] oder wenn Sie sich damit leichter tun Hand Odds = [(100 / Ganzzahlige %) – 1]Wenn Sie die Hand Odds vom Turn weg berechnen wollen, beginnen Sie diesen Vorgang, indem Sie die Outs mit 2 multiplizieren statt mit 4.

Gehen wir wieder zu unserem Beispiel:

  • Wir haben 8 Outs, also multiplizieren wir diese mit 4 und erhalten 32. Wir sehen, daß die so geschätzten 32% knapp an den errechneten 31,4% liegen. Nun rechnen wir 100/32 und können schnell sehen, daß das Ergebnis in etwa bei 3 liegt. Nun noch schnell 3-1 gerechnet und unsere Hand Odds liegen mit 2:1 sehr nahe an den vorher noch mühevoll errechneten.