Phil Hellmuth

Kaum jemand, der sich mit professionellem Poker beschäftigt, kommt am Namen Phil Hellmuth vorbei. Der Amerikaner trägt seinen Teil dazu bei, daß er wirklich ständig in den Medien präsent ist und gilt als Poker Brat (frei übersetzt Pokerlümmel) aufgrund seines oft rüpelhaften Verhaltens am Pokertisch. Er weiß sich und sein Image gut zu vermarkten und hat kurzerhand den wenig schmeichelhaften Spitznamen zu seinem Vorteil genutzt – seither sieht man ihn bei jedem Turnier mit seinem eigenen Outfit (ein Ice Hockey Jersey mit der Nummer 99 und dem Namen Poker Brat am Rücken, und vorne mit einem großen Ultimate Bet Logo versehen). Er ist seit langem die Galionsfigur von Ultimate Bet, das durch den sogenannten Superuser Skandal (wie in unserem Blog Beitrag Wie sicher ist Online Poker erläutert) und diverse andere Ungereimtheiten enorme Imageverluste erlitten und sehr an Glaubwürdigkeit verloren hat.

Bald 45 und mitten in der Pubertät

Phil Hellmuth wird am 16. Juli 2009 bereits 45 Jahre alt, verhält sich aber ungezogen und kindisch wie kaum ein anderer Spieler. Berühmt wurde er durch den Gewinn des WSOP Main Events 1989 im Alter von 24 Jahren (er blieb bis Peter Eastgate im Jahr 2008 der jüngste Spieler, dem dies gelungen war), berüchtigt durch seine beleidigenden und ausufernden Tiraden am Pokertisch. Dort beleidigt er nicht nur häufig Spieler, die er unter anderem als Idioten beschimpft, sondern manchmal sogar die Dealer am Tisch. Laut seinen eigenen Worten ist er “der beste Texas Hold’Em Spieler der Welt” und wenn Glück beim Pokern keine Rolle spielte, würde er stets gewinnen. Diese Arroganz führt oft dazu, daß viele Gegenspieler als auch das Publikum ihn als Feindbild ansehen und hämisch lachen oder ihn verspotten, wenn er eine große Hand verloren hat. Dies wiederum entnervt ihn noch mehr und so stacheln sich Phil und die restliche Welt gegenseitig auf.

Aufgrund seines teils flegelhaften Verhaltens und zahlreicher Schimpfwörter (es gab im Fernsehen Situationen, bei denen über mehrere Minuten mehr als 50% der Wörter ausgeblendet wurden) hat er neben dem Spitznamen Poker Brat auch noch den Namen Hellmouth (zu deutsch Höllenmund) erhalten, ein Wortspiel mit seinem tatsächlichen Nachnamen. Von vielen Seiten ist zu hören, daß Phil seine Ausbrüche mittlerweile perfekt zu timen weiß und darauf achtet, daß immer eine Kamera in der Nähe ist, um ihn dabei zu filmen. Andere wiederum meinen, daß er in seinem Innersten tatsächlich davon überzeugt ist, der beste Spieler zu sein (oder wenigstens besser als jeder, der gerade mit ihm am Tisch sitzt) und er große Probleme damit hat, zu verlieren. Speziell dann, wenn der Spieler keinen großen Namen hat und unorthodox oder einen anderen Stil spielt.

Man mag seinen Wutausbrüchen, Beschimpfungen und seiner Überheblichkeit gegenüber stehen, wie man will – Tatsache ist, daß Phil Hellmuth eine Pokerikone und einer der berühmtesten Pokerspieler der Welt ist. Die Regisseure aller Poker TV-Übertragungen lieben ihn heiß, denn er garantiert Unterhaltung und Zündstoff. Abseits der Pokertische soll der zweifache Vater übrigens ein recht leidlicher Charakter sein. Er ist in diverse Stiftungen involviert und ist ein Mensch, der Familienwerte äußerst wichtig nimmt. Auf die Frage, welches seine liebste berühmte Persönlichkeit ist, antwortete er auch einmal dementsprechend: “Jede Berühmtheit, die ihre Familie an erster Stelle behält.”

Erfolg am Pokertisch und abseits davon

Phil hat bisher schon knapp $9 Millionen beim Pokern gewonnen. So ganz nebenbei verfaßt er aber auch für Pokermagazine Artikel, schreibt Bücher, arbeitet mit Oakley an speziellen, signierten Sonnenbrillen, hat kürzlich seine eigene Bekleidungsserie gestartet (passenderweise vermarktet er auch dort wieder seinen Nickname und nannte diese Linie kurzerhand Poker Brat Clothing Company) und hat noch diverse andere Deals laufen, darunter auch die bereits erwähnte umstrittene Beteiligung bei Ultimate Bet.

Wenn man seinen Aussagen trauen darf, könnte er abseits vom Poker geschätzt $400 Millionen verdienen. Jedenfalls hat er dies bei einem Interview ESPN gegenüber behauptet. Selbst wenn man von der ihm typischen Übertreibung ausgeht, kann man sicher sein, daß Phil Hellmuth sicher kein armer Schlucker wäre, würde er sich plötzlich dazu entschließen, mit dem Pokern aufzuhören. Aber wer ihn kennt, kann sich ein Ende seiner Karriere ohnehin nicht vorstellen – und wenn, dann mit einem ordentlichen Knall. Es handelt sich immerhin um Phil Hellmuth, von Beruf Pokerlümmel.