Poker Turnier Strategie – Teil III

Ziel der Mission: Im Turnier bleiben

In meinem letzten Beitrag Poker Turnier Strategie – Teil II haben wir vor allem über Geduld und den richtigen Moment zu handeln geredet. Heute geht es vor allem zu Beginn wieder genau darum – und darum, wie wir uns bis in die Geldränge hinein spielen.

Es passiert mir häufig, daß ich bei Turnieren auf Spieler treffe, die viel reden und sich als Sheriff aufspielen. Und oft genug gibt es ein paar Grinder, die diese Sheriffs noch zusätzlich anstacheln und ihn in seiner Rolle bestätigen.

Das tun sie, weil Poker Sheriffs in einem Turnier eine nicht unwesentliche Aufgabe erfüllen. Einerseits schafft er es natürlich, diverse Pots zu stehlen und manchmal schafft er es in einem Turnier sogar bis ins Geld. Generell erhöht ein Sheriff gerne, wenn er meint, jemanden bei einem Bluff erwischt zu haben. Kurz gesagt ist er derjenige am Tisch, der versucht, alle dazu zu bewegen, ehrlich zu sein.

Und zum Glück haben wir ihn bei uns am Tisch! Denn wir benötigen seine Chips. Seine Chips, die er durch das zu hohe Wetten bei einem kleinen Paar oder einer schwachen Ass erhält, weil er glücklich genug war, bei den Community Cards den ein oder anderen Treffer zu landen. Und während er so seine Chips gesammelt hat, hat er uns gleich einen weiteren Gefallen getan und die unberechenbaren Spieler und Maniacs vom Tisch genommen. Und jetzt? Jetzt will er uns seine Chips geben.

Es sei ganz klar gesagt: Wir wollen niemals der Sheriff sein. Wir hoffen, einen am Tisch zu haben, weil er einen beträchtlichen Anteil daran haben kann, daß wir es in die Geldränge schaffen. Wir warten einfach bis der Sheriff bereits einige Dutzende Pots an sich gerissen und diverse Spieler des Tisches verwiesen hat und wenn sich die Gelegenheit ergibt, schnappen wir ihn uns – denn er wird fast jede Hand über seine Verhältnisse spielen.

Die Endphase des Turniers

Während der späteren Turnierphase haben wir genau ein Ziel: Wir wollen es in die Geldränge schaffen! Und weil wir das wollen, können wir nicht all unsere Chips (und somit den Verbleib im Bewerb) für mittelmäßige Hände riskieren. Natürlich gab es am Finaltisch der WSOP 2009 ein paar Hände wie beispielsweise König und Bube suited, die Darwin Moon zu viel Chips verhalfen (schlußendlich mußte er sich aber doch Joe Cada geschlagen geben). Aber vergessen wir nicht, bei einem Tisch mit 9 Gegnern ist die Wahrscheinlichkeit, daß solch eine Hand hält, sehr gering. Vor allem, wenn wir es öfter darauf anlegen.

Vereinfacht gesagt: Wenn es irgendeinen Grund gibt, daß wir unsere Hand weglegen, dann tun wir das. Die einzige Ausnahme für diese Regel ist, wenn unser Stack schon sehr klein geworden ist und wir uns nicht mehr in der grünen Zone (definiert nach Dan Harringtons M-Rechner) befinden. Und selbst hier rate ich dazu, erst bei der orangen Zone aggressiv zu werden. Wir werden uns zu einem späteren Zeitpunkt in einem anderen Beitrag auch mit der Shortstack Spielweise befassen.

Solange wir also genügend Chips haben, um nicht unmittelbar vor dem Aus durch die Blinds zu stehen, schalten wir einfach einmal auf Leerlauf und warten ab. Wenn am Tisch generell kaum mehr Calls oder Bets stattfinden, machen wir ruhig einmal ein paar.

Wenn es aber ohnehin hektisch am Tisch zugeht, schauen wir uns das einfach in Ruhe an. Sobald die Geldränge näher kommen und die Blinds höher und höher werden, werden wir bemerken, daß die Action am Tisch zunehmend abnimmt.

Wenn es also soweit ist, ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, daß wir unseren Stack erhöhen. Wir werden immer wieder förmlich aufgefordert werden, die Chips, die am Tisch liegen, zu nehmen. Und wer sind wir schon, um solche Geschenke abzulehnen?

Blinds stehlen

Da wir nun schon so nahe an den Geldrängen sind, wird es immer leichter, die Blinds zu stehlen. Wir spielen mit Köpfchen und riskieren zu keinem Zeitpunkt unseren Verbleib im Turnier – das bedeutet aber nicht, daß wir nicht bereit sein sollten, unsere Chancen zu nutzen. Und wir verwenden dazu die Angst unserer Mitspieler.

Wenn Sie Poker Turniere spielen, gewöhnen Sie sich an, Ihre Gegner in Kategorien einzuteilen. Beispielsweise die schwachen Spieler, die ihre Hände überschätzen. Oder diejenigen, die gelernt haben, ihre Karten weg zu legen, wenn sie meinen, geschlagen zu sein.

Generell gehen diejenigen, die gerne bei einer guten Ass in der Hand eine Wette setzen, auch ganz gerne mit, wenn Sie zuerst wetten. Wenn Sie genügend Chips in Ihrem Stack haben, um diese Spieler in der Endphase ein wenig auszutesten, versuchen Sie doch einmal einen Pre-Flop Call. Einfach nur ein Call. Das sollte diese Spieler bereits einigermaßen bremsen, vor allem, wenn sie am Flop noch keine Karte getroffen haben sollten. Sie haben Ihrem Gegner jetzt zwar erlaubt, bereits vier Karten zu sehen und er hatte somit vier Chancen etwas zu treffen. Aber mittlerweile sollten Sie bereits in der Lage sein, abschätzen zu können, auf welche Hand Ihr Gegenspieler abzielt und ob er sie nun getroffen hat oder nicht.

Auf zum Final Table im Turnier

Wenn die Wette am Turn geringer ausgefallen ist als erwartet oder der Gegner gar nur einen Check gemacht hat, übernehmen Sie die Initiative. Machen Sie mit einer ordentlichen Wette Druck. Im Normalfall wird Ihr Gegner (den Sie hoffentlich zuvor richtig eingeschätzt haben) seine Karten weglegen, wenn er bisher noch keine Karte getroffen hat.

Im Endeffekt ist unser eigentliches Ziel lediglich, den Finaltisch eines Turniers zu erreichen und Geld zu kassieren. Um ein erfolgreicher Turnierspieler zu sein, müssen Sie es möglichst konstant in die Geldränge schaffen. Sie müssen nicht jedes Turnier gewinnen, es reicht ganz einfach ständig in den Geldrängen zu sein. Ein Sieg passiert dann ohnehin beinahe nebenbei.

Sobald wir es in die Geldränge geschafft haben, können wir unser Spiel wieder ein wenig auf Touren bringen und mehr Druck machen. Wir können auch bei der ein oder anderen Hand ein wenig mehr riskieren. Aber darüber mehr beim nächsten mal.