Pokerstrategie für erfahrene Pokerspieler – das Spiel mit der Psychologie

Psychologie ist die Lehre von den Formen und Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens des Menschen. Als empirische Wissenschaft ist die Psychologie bestrebt, mit wissenschaftlichen Methoden allgemeine Gesetzmäßigkeiten psychischer Strukturen und Prozesse und ihrer verhaltenssteuernden Funktionen zu ermitteln.

Was sich hier anhört wie eine Einführung in ein Psychologie-Seminar, soll nur kurz erklären, weshalb Psychologie für erfahrene Pokerspieler so überaus wichtig ist. Sie müssen zwar kein Psychologiestudium absolvieren, um von einem mittelmäßigen Pokerspieler zu einem sehr erfolgreichen Spieler zu mutieren, aber es ist durchaus anzuraten, sich einmal näher mit der Materie zu beschäftigen.

Die Pokerprofis verwenden sehr gerne gewisse Ansätze der Psychologie. Und sie tun das in zwei Wegen: Einerseits versuchen sie, in den Kopf ihrer Gegner einzudringen, was ihnen dann beim Vorhersagen seiner Hand beziehungsweise seiner Reaktion in verschiedenen Situationen hilft. Andererseits schaffen sie es auch, dem Gegner weiszumachen, daß dieser in ihren Kopf eingedrungen ist und können durch ihr Verhalten steuern, welche Hand der Gegner ihnen zuordnet.

Aber jetzt einmal langsam. Sie werden es nicht schaffen, Ihre Gegner zu lesen, indem Sie sich nur hinsetzen und einen fortgeschrittenen Pokerstrategie Artikel durchlesen. Es benötigt viel Zeit, viel Erfahrung am Spieltisch (ja, das gilt auch für Online Poker Seiten) und vor allem gute Beobachtungsgabe und Konzentration.

Verwenden Sie Kategorien

Sie werden bald feststellen, daß Sie die meisten Spieler gewissen Kategorien zuordnen können. Beispielsweise gibt es lockere und sorglose Spieler, die ganz einfach jeden Flop sehen müssen, egal wie schlecht ihre Karten sind. Diese Spieler fallen ganz klar in die Kategorie Fische. Es handelt sich hier um Pokerspieler, die wir sehr einfach ausnehmen können, weil wir wissen, daß sie sehr oft mit einer schwachen Hand mitgehen. Natürlich kann man dabei das ein oder andere mal auch einmal eine Hand verlieren, aber auf Dauer gesehen werden wir mit unserem strategischen Ansatz gegen solche Spieler immer gewinnen.

Maniacs, also wörtlich Wahnsinnige, sind ähnlich wie die erwähnten Fische – mit einem klaren Unterschied: Maniacs sind extrem aggressiv und spielen teilweise sehr hohe Einsätze. Fische riskieren im Normalfall nicht ihren Stack für eine schwache Hand, während ein Maniac durchaus bei einer schwachen Hand mit hohen Raises versucht, seine Gegner einzuschüchtern und zu vertreiben.

Auch hier gilt, daß es schwer ist, ihnen aufgrund des Verhaltens eine bestimmte Hand zuzuordnen. Maniacs können einmal bluffen und beim zweiten mal tatsächlich unglaublich gute Karten haben. Der Schlüssel, um einen Maniac zu knacken, lautet Geduld und Taktik. Warten Sie, bis Sie eine wirklich gute Hand haben und nehmen Sie dabei einfach so viel seines Stacks wie möglich. Das sollte sein Gemüt recht flott kühlen.

Gegen Pokerspieler, die als tight gelten, müssen Sie wieder ganz anders spielen. Sie erkennen solche Spieler sehr schnell am Tisch, weil sie ihre Karten meist weglegen und nur dann spielen, wenn sie der Meinung sind, daß sie diese Hand wahrscheinlich gewinnen. Beobachten Sie diese Spieler genau, um festzustellen, welche Hand sie aufgrund ihres Verhaltens möglicherweise halten könnten und um zu sehen, wann sie sich dazu entscheiden, aggressiv zu werden.

Ein erfahrener tighter Spieler wird entweder dann aktiv, wenn er seine Hand fertig hat oder aber erst bei der nächsten Karte, um seine Gegner ein wenig zu verunsichern und es ihnen schwerer zu machen, ihn auf eine bestimmte Hand zu legen. Dieses Verhalten ist sogar das üblichere. Wenn Sie es schaffen, aufgrund der vorherigen Karten seine Hand zu bestimmen, liegen Sie zumeist richtig und wissen, was seine bestmögliche Hand tatsächlich ist.

Ändern Sie Ihren Spielstil wie Unterwäsche – hoffentlich häufig

Die Umkehr-Psychologie funktioniert ganz kurz gesagt sehr ähnlich. Sie wissen, wie Sie selbst Ihre Gegner in Kategorien einteilen. Dasselbe werden erfahrene Pokerspieler mit Ihnen versuchen. Sie können nun Ihre Taktik mehrmals im Spiel ändern, um Ihre Gegner stets zu beschäftigen. Lassen Sie sich nicht in eine bestimmte Kategorie einteilen.

Währen Sie als Anfänger sehr dazu angehalten sind, bewußt tight zu spielen, sollten Sie mit fortschreitender Erfahrung immer mehr versuchen, Ihre Spielweise zu ändern. Spielen Sie einmal tight, dann loose, dann wie ein Maniac. Spielen Sie jede erdenkliche Pokerstrategie. Vermeiden Sie es auf alle Fälle, berechenbar zu werden.

Wenn Ihre Gegenspieler denken, Sie gelesen zu haben, wechseln Sie zu einer völlig anderen Strategie. Ihre Gegner werden nicht nur verwirrt sein, sie werden Sie und Ihre Unbestimmbarkeit fürchten. Und Einschüchterung ist eine der besten Pokerstrategien schlechthin. Wenn Sie das schaffen, ohne dabei jedes mal einen großen Teil Ihres Stacks riskieren zu müssen (siehe auch unseren Maniac), haben Sie schon einen enormen Vorteil.