Spielst Du Poker oder pokerst Du?

Die Frage ist durchaus berechtigt und könnte noch weit detaillierter ausfallen. Denn Poker spielen kann wahnsinnig unterschiedlich sein, je nach Spielvariante. Während Ihr Euch beispielsweise beim allseits beliebten Texas Hold’Em 5 Karten mit allen anderen Spielern teilen müßt, habt Ihr beim 5 Card Draw Poker Eure Karten exklusiv für Euch und wenn Ihr da 3 Asse in der Hand habt, sind das Eure 3 Asse. Das ist für das Abschätzen einer Hand von immenser Wichtigkeit und nicht selten vergessen Pokerneulinge beim Texas Hold’Em genau dieses Prinzip und rennen seelig lächelnd ins offene Messer.

Aber abgesehen von den verschiedenen Pokervarianten ist die Frage auch in weiterer Folge berechtigt: Pokerspieler sind dann gut, wenn sie nicht einfach pokern. Was heißt das wieder? Nun, wenn jemand pokert, ist das im Volksmund nicht unbedingt auf das Pokerspielen bezogen, sondern bedeutet, daß jemand etwas riskiert und oft auch, daß jemand blufft. Während ein Bluff durchaus ein legitimes Mittel im Poker darstellen kann, wird man teuer dafür bezahlen, wenn man es übertreibt. Ein Bluff muß neben dem Risiko auch einen dementsprechend hohen Gewinn versprechen, damit er sich auf Dauer lohnt. Wenn ich meist verliere und dann einmal einen kleinen Gewinn mit dem Bluff einfahre, werde ich trotz aller Freude über diesen einen gelungenen Bluff schlecht aussteigen.

Ich will aber nicht auf die Sinnhaftigkeit von Bluffs eingehen und unter welchen Umständen sie eher von Erfolg gekrönt sein werden. Ich will heute lediglich nochmals auf Wahrscheinlichkeiten und die Abhängigkeit aller Pokerspieler von eben diesen eingehen. Jemand, der in oben erwähntem Sinne pokert, ist beim Pokern völlig fehl am Platz. Pokern ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten und Chancen, ein Spiel der Prozente und in weiterer Folge natürlich ein Spiel der Menschenkenntnis (bzw. Beobachtungsgabe und Einschätzung). Nur wer sich diese Grundprinzpien aneignet, wird vielleicht einmal mit Pokern seinen Lebensunterhalt verdienen können.

Um aber damit Erfolg zu haben, rate ich Euch zum Gegenteil von dem, was ich gemacht habe. Konzentriert Euch erst einmal nur auf eine einzige Spielvariante und übt Euch darin, bis Ihr ein wirklich gutes Gefühl für Eure Gewinnchancen bei jedweder Hand entwickelt. Erst wenn Ihr Euch wirklich sicher dabei fühlt und auch stete Gewinne verzeichnen könnt (dazu braucht es beispielsweise auch ein gutes Bankroll Management, wie es schon Max in einem früheren Blogeintrag beschrieben hat), rate ich Euch dazu, auch einmal eine andere Variante auszutesten. Und ob Ihr jetzt vielleicht von einem selbsternannten “Profi” ob Eurer Spezialisierung auf eine Variante gescholten werdet, sollte Euch egal sein. Wahre Profis wissen um die Wichtigkeit, erst eine Variante zu beherrschen, bevor man sich über eine andere herwagt.

Ich muß gestehen, ich war früher auch jemand, der reine Texas Hold’Em Spieler immer wieder gering geschätzt habe, weil sie eben nur diese eine Abart gespielt haben – im Endeffekt war es aber wohl auch Neid, daß sie in dieser Sparte so erfolgreich waren. Für mich war Texas Hold’Em eben immer eine lustige und interessante Variante, aber ich habe mich nicht exklusiv darauf oder auf 5 Card Draw konzentriert und gegen Spezialisten immer wieder dafür bezahlt. Und für neue Spieler kann das teuer werden, wenn man sich zuviel zumutet. Deshalb bleibt erstmal bei einer einzigen Variante (am besten derzeit Texas Hold’Em, da es am populärsten ist und man online stets genug Tische zum Spielen finden wird) und spielt – wenn Ihr es denn unbedingt ausprobieren wollt – andere Varianten um Mikrobeträge oder auch nur Spielgeld. Euer Konto wird es Euch danken.