Cash Game Strategie – Allgemeines

Ich habe Euch vor kurzem bereits Teile der Cash Game Strategie näher gebracht und möchte heute gerne abschließend ein paar grundsätzliche Regeln abhandeln. Beim Pokern kann man nicht jede einzelne Hand gewinnen, das wäre utopisch. Das Ziel liegt auch nicht darin, jede Hand zu gewinnen, sondern insgesamt nach einem netten Abend mit mehr Geld vom Tisch aufzustehen als man zuvor an den Tisch mitgenommen hat. Wie soll das nun gehen?

Nehmen wir einfach zu theoretischen Zwecken an, Du spielst an einem Tisch mit insgesamt 10 Leuten (9 plus Du selber), es gibt keinen Rake (also kein Geld, das irgendwohin abfließt, alles bleibt am Tisch) und der Pot in jeder Runde ist gleich hoch. Wie gesagt, eine sehr theoretische Annahme zu Testzwecken. Wie viele Hände pro Runde müßtest Du gewinnen, um insgesamt kein Geld zu verlieren? Genau 1 aus 10 Händen. Das klingt nicht nach viel. Ist es auch nicht. Und genau das ist das Geheimnis – Du kannst ruhig Hände verlieren, und das wirst Du auch. Du mußt dabei nur aufpassen, daß Du bei Händen, bei denen Du bereits am Pot beteiligt bist, auch einmal einen Rückzieher machst, statt weiter in den Pot einzuzahlen. Und zwar dann, wenn Du weißt oder spürst, daß Du die schlechteren Karten hast. Es ist weit besser, wenn Du Dich einmal, zweimal, ach was, fünfmal aus den Pot bluffen läßt, als daß Du einmal All-In gehst und Deinen Stack verlierst.

Kenne Deine Odds & Outs

Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt bei den Cash Games (aber nicht nur dort) sind die Odds und Outs. Man muß jetzt nicht ständig alle möglichen Zahlen im Kopf herum jonglieren, aber man sollte sich zumindest auch als blutiger Anfänger immer (und zwar immer, immer, immer) bewußt machen, wie viele Outs man hat und überlegen, wie wahrscheinlich es ist, daß man eines dieser Outs trifft. Gleichzeitig darf man nie aus den Augen verlieren, welche Kombinationen für die Gegner mit den Community Cards möglich sind und muß auf dementsprechendes Verhalten aufpassen. Oft wirst Du in der Lage sein, sehr genau vorherzusagen, welche Karten jemand hat – und das lediglich aufgrund seines Wettverhaltens.

Natürlich hat jeder Spieler seinen eigenen Stil, und das macht das Spiel ja auch so interessant. Es gibt sehr aggressive Spieler, die auch in frühen Positionen marginale Hände spielen und diese forcieren, was aber nicht mein Stil ist (und auch für Anfänger nicht empfohlen wird). Es gibt große Diskussionen darüber, ob ein erfolgreicher Spieler nicht viel aggressiver spielen muß, als es Anfängern nahe gelegt wird. Dazu sei gesagt, daß es wohl nie eine allgemein gültige und unfehlbare Entscheidung geben kann. Es obliegt jedem Spieler, die für ihn passende Spielweise zu finden und diese auch den Umständen entsprechend anzupassen.

Vermeide zu viele All-In Situationen

Denke immer daran, bei Cash Games liegt Dein Geld tatsächlich am Tisch. Das ist kein Turnier, bei dem Du Dich um €30+3 eingekauft hast und Deine 35.000 Chips knapp vorm Final Table setzt, weil Du es riskieren willst, damit Du am Final Table eine gute Position hast bzw. weil Du ohnehin schon müde bist. Das ist ein Spiel, bei dem Du Dich um €50 eingekauft hast, auf €80 hinaufgespielt hast und diese €80 jetzt vielleicht leichtfertig verspielst, anstatt die bisher in diesen Pot investierten €20 abzuschreiben und mit €60 noch immer im Plus da zu stehen. Stell Dir vor, wie ärgerlich es wäre, das ganze Geld wider besseren Wissens Deinem Gegner zu schenken. Leg stattdessen die Karten weg, steh vom Tisch auf und atme einmal tief durch und steig später wieder ein. Und das dann vielleicht ohne die bereits zuvor gewonnenen €10. Manchmal schreit eine Hand nach einem All-In. Manchmal kann das auch ein guter Schritt sein. Manchmal macht man damit wirklich viel Gewinn. Manchmal geht das aber nach hinten los und man steht plötzlich ohne Geld da. Blöd gelaufen. Deshalb vermeide ich persönlich mittlerweile tunlichst zu häufige All-In Situationen und warte auf meine Chance.

Gehe es ruhig an und riskiere nichts

Ich kann Euch jedenfalls nur stark dazu raten, in Euren ersten Cash Games sehr konservativ zu spielen, weil Ihr sonst Euer blaues Wunder erleben werdet. Vielleicht nicht beim ersten Spiel, vielleicht nicht beim zweiten… aber sicher relativ bald werdet Ihr Euch in einer Situation finden, in der Ihr dumm verliert, also aus eigener Schuld. Einfach weil Ihr Eurem Gegner erlaubt habt, Euch in etwas hineinzureiten, aus dem Ihr nicht mehr aussteigen wollt oder könnt. Gute Cash Game Spieler verstehen es, so zu erhöhen, daß sie ihrem Gegenspieler das Maximum aus der Tasche ziehen.

Ein letzter und ungemein wichtiger Tipp: Spiele niemals, niemals “on tilt”!! Das ist in einem Turnier schon schlimm genug, aber da ist irgendwann mal Feierabend und Du bist einfach draußen. Bei einem Cash Game aber kannst Du durch Tilt Deine gesamte Bankroll auf einen Sitz verlieren. Ich habe einige Freunde, denen genau das passiert ist. Sie alle haben daraus gelernt und ich weiß, daß es ihnen nie wieder passieren wird, weil Sie jetzt vom Tisch aufstehen, wenn sie ihren Stack verbraten haben und erst einmal eine längere Pause machen, bevor sie sich erneut an einen Tisch setzen. Tilt ist bei Cash Games gleichbedeutend mit Geldautomat für alle anderen Spieler an diesem Tisch.

Cash Game Strategie – Position & Hände

Mein letzter Beitrag handelte von der Vorbereitung für Cash Games und wenn Ihr Euch erinnert, habe ich kurz am Ende erwähnt, daß es offensichtlich Situationen gibt, in denen man gewisse Hände spielt, die man normalerweise lieber nicht spielen sollte. Nun, um das genauer zu erläutern, müssen wir uns vor Augen halten, daß Poker ein Spiel der Geduld aber vor allem auch der Information ist.

Information ist Trumpf

Hmm… kommt Euch das nicht bekannt vor? Hatte ich nicht am Ende meines vorigen Beitrages Cash Game Strategie – Einführung & Vorbereitung exakt dieselbe Überschrift verwendet? Ja, habe ich, aus gutem Grund. Während ich dort noch auf Informationen eingegangen bin, die Ihr vor dem Hinsetzen an den Tisch erhalten könnt, geht es jetzt um Informationen, die Ihr am Tisch selber in Erfahrung bringen werdet. Welche Information kann ich aber vor dem Flop einmal haben und ein andermal nicht? Nun, die Information, was Deine Gegenspieler für Karten haben, bzw. was sie machen. Wenn Du in einer frühen Position sitzt und beispielsweise als erster Spieler entscheiden mußt, ob Du Deine Karten weglegst, Du mitgehst oder gar erhöhst, hast Du noch keinerlei Ahnung, was die 9 anderen Spieler am Tisch für potentielle Karten haben und welche Aktionen Sie tätigen werden. Kommst Du als einer der Letzten oder gar Letzter dran, dann hast Du bis zu diesem Zeitpunkt schon allerhand über die Karten Deiner Gegner erfahren.

Aus diesem Grunde spiele ich viele Hände nur in später Position. Im Grunde genommen spiele ich in früher Position fast ausschließlich AA, KK, QQ, AK und wenn ich mal ganz lustig bin AQ (vorzugsweise suited) – alles andere folde ich beinahe ausschließlich. In später Position spiele ich dafür weit mehr und weit schlechtere Hände, je nach den Aktionen meiner Gegenspieler davor. A9, KQ, 77 und ähnliches zu spielen ist keine Seltenheit, wenn die Gelegenheit günstig ist. Wann ist die Gelegenheit nun günstig? Nun, wenn zuvor niemand erhöht hat (also niemand starke Karten gezeigt hat) und vielleicht sogar schon einige ausgestiegen sind, dann erhöht sich meine Chance, die besten Karten zu haben (oder zumindest erfolgreich so zu tun als ob) schon sehr.

Attackiere spät

Es gibt zahlreiche Diskussionen, welche Pocket Cards man in welcher Position spielen sollte und welche nicht, bei welchen Karten man erhöhen oder nur callen sollte, wie stark man Erhöhungen von Gegenspielern vor der eigenen Aktion bewerten sollte, und noch viel mehr. Ich persönlich finde, daß man das nicht gar so strikt sehen sollte und viel Fingerspitzengefühl entwickeln muß, um die Situationen jeweils richtig einzuschätzen. Ich empfehle Euch auch einen Blick auf die Tabelle, die Max in seinem Strategiebeitrag Sit & Go – Position und frühe Starthände erstellt hat – dort findet Ihr auch eine kurze Erläuterung der Positionen. Das sollte Euch eine gute Idee bezüglich der Hände und Eurer bevorzugten Aktionen geben, da dies auch auf Cash Games umlegbar ist.

Generell sollte man sich einfach wirklich sehr strikt an eine Regel halten: Spiele nie aus früher Position! Die wenigen Ausnahmen können genau so gut nach hinten los gehen. Wie oft passiert es, daß man mit KK in früher Position in den Pot einzahlt, nur um im Showdown die AA Kombi des Gegners zu sehen. Wie oft passiert es umgekehrt, daß man mit AA gegen JJ des Gegners verliert, weil er noch einen Jungen in den Community Cards dazu bekommt? Es ist ärgerlich, wenn man bei solchen Aktionen viel Geld verliert. Stattdessen sollte man ruhig die Härte haben, auch des öfteren gute Hände wie QQ oder JJ wegzulegen, wenn man das Gefühl hat, daß zumindest ein Gegenspieler eine wirklich gute Hand hat. Und wann kann man das am besten abschätzen? Eben, wenn man erst spät an der Reihe ist.

Mein Freund, der Bremser

Ich habe einmal einem Freund im Casino (bei einem Sit & Go, aber dieses Erlebnis kann man auch 1:1 auf Cash Games übertragen) über die Schulter geschaut und mich verzweifelt abgewendet als er Under the Gun sitzend QQ weggelegt hat. Pre Flop! Am Flop kam daraufhin AQ9 (was mich in meiner Annahme bestätigt hat, daß ein Raise pre-flop besser gewesen wäre, da ich nach dem allgemeinen Limpen vor dem Flop keinen der Spieler auf AA gesetzt habe) und der Pot stieg schnell an – ich nahm an, daß ein Spieler mit einer As getroffen hatte. Am Turn kam J, der Pot stieg weiter kräftig und ich wurde das erste mal nachdenklich. Jetzt könnte jemand theoretisch mit T8 oder KT bereits eine Straight haben. Und ehrlich gestanden waren einige der Spieler ziemlich loose und spielten viele Hände (auch nach Raises), die ich lange weggelegt hätte. Nun gut, die Wahrscheinlichkeit war dennoch eher gering und ich war nach wie vor überzeugt, daß er die beste Hand gehabt hätte. Wäre ich an seiner Stelle gesessen, wäre bereits mindestens mein halber Stack in der Tischmitte gewesen (sein Stack betrug umgerechnet ungefähr €500). Nun der River… auf dem Tisch liegt jetzt AQ9-J-J. Hmm… möglicherweise hat jemand eine Straight. Möglicherweise hat jemand JJ in der Hand und somit 4 Jungen. Möglicherweise hat jemand seine Pocket Aces langsam gespielt und hat 3 Asse. Nun wurden Berge von Chips in die Mitte geschoben, die gelinde gesagt jenseits von Gut und Böse waren. Plötzlich war ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher. Schlußendlich hatte lediglich ein Spieler AQs, ein anderer Ax und der dritte nur eine High Card (und eine Lehrstunde darin, wie man nicht blufft). Mein Freund hätte also gewonnen. Aber nur, wenn er All-In gegangen wäre und das zu einem Zeitpunkt, wo man bereits davon ausgehen mußte, daß jemand anderer eine bessere Hand hatte.

Ich habe danach bei der Heimfahrt mit ihm über diese Hand gesprochen und er hat nur gemeint: “Bei den Typen hätte ich zu dem Zeitpunkt in einer frühen Position wahrscheinlich sogar AA weggelegt und mich entspannt. Einer ist ein unberechenbarer Maniac, der andere ein alter Fuchs, der selbst bei einem Straight Flush anfangs nur hinterher limped, um Dir anschließend das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und die anderen an dem Tisch kannte ich nicht und konnte ich so früh am Abend noch nicht einordnen.” Er hat mir erklärt, daß er in den ersten beiden Runden generell ALLE Karten weglegt, es sei denn er ist in einer der Late Positions – dann spielt er die wirklich guten Hände zumindest einmal an. Sein Credo war, zuerst alle Spieler einschätzen und ihren Spielstil kennen zu lernen, dann mit dem eigenen Spiel beginnen. Er hat den Abend Übrigens als Zweiter beendet und den Maniac vom Tisch genommen. “Den nehm ich jedesmal raus, ich glaub, der ist schon ein wenig angeknackst.” Ich habe erfahren, daß das das fünfte mal in Folge war. Er hat gescherzt, daß er ihm langsam einmal zumindest einen Drink kaufen sollte, immerhin war das sowas wie ihr erstes Jubiläum…

In diesem Sinne, spielt in Euren ersten Cash Games wirklich nur aus später Position und riskiert nicht gleich all Euer Geld – es ist alles in allem besser, das ein oder andere mal einen Gewinn nicht zu machen, als einmal bei einem hohen Pot zu verlieren. In meinem nächsten Beitrag werde ich Euch noch abschließend ein paar allgemeine Tipps und Hinweise geben.

Cash Game Strategie – Einführung & Vorbereitung

Wenngleich Turniere derzeit der große Renner sind – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß man sich mit einigen dieser Turniere für große Live Events wie WSOP, WPT, EPT und dergleichen qualifizieren kann, wird leider zu Unrecht auf die ursprüngliche Art des Pokerns vergessen, egal bei welcher Variante: Das Spiel um Geld, die Cash Games.

Bei diesen Cash Games ist Euer Abend nicht etwa vorbei, wenn Ihr der letzte am Tisch seid oder all Eure Chips verbraucht sind (dann könnt Ihr Euch einfach neue kaufen), sondern wenn Ihr nicht mehr spielen wollt (oder aber – Gott bewahre – Eure Bankroll geplündert ist). Die Chips, die Ihr beim Hinsetzen am Tisch erhaltet, entsprechen exakt der Menge an Geld, mit der Ihr Euch eingekauft habt. Und Ihr erhaltet genau das Geld, dessen Wert Eure Chips anzeigen, wenn Ihr vom Tisch wieder aufsteht.

Das kann natürlich ein wenig riskant sein, wenn man noch keinerlei Erfahrung mit dem Pokerspiel um Geld gemacht hat und gerade erst anfängt, zu pokern. Ich empfehle Euch dringend, zuerst entweder um Spielgeld zu spielen und es wie echtes zu behandeln (auch wenn viele Eurer Gegner nicht so spielen werden und Ihr deshalb nicht zu sehr darauf bauen solltet, so einfach Geld zu machen, wenn es um echte Euros geht) oder bei diversen Turnieren teilzunehmen, ob nun Sit & Go (dazu hat Max ja bereits eine gute mehrteilige Sit & Go Strategie verfaßt, die Ihr Euch auch dann durchlesen solltet, wenn Ihr keine Sit & Go Turniere spielt, weil dort viele gute allgemeine Tipps zu finden sind) oder Multitable, bei denen Ihr Euch für einen gewissen Betrag einkauft und nicht riskiert, mehr als diesen zu verlieren.

Bereit zum ersten Cash Game?

Wenn Ihr denn bereit seid, den Schritt zu Cash Games zu wagen, empfehle ich Euch, wirklich langsam an die Sache heranzugehen. Beginnt bei den untersten Limits und gewöhnt Euch Schritt für Schritt an das Spiel – sobald Ihr ein Limit gemeistert habt und beständig gewinnt, versucht Euch am nächsthöheren. Und denkt daran, die Gegner werden immer besser, umso mehr Geld im Spiel ist. Sie reagieren oft anders auf Euer Spiel als bei den unteren Limits. Bedenkt immer, wie Eure Bankroll aussieht und was Ihr in Kauf nehmen könnt, zu verlieren. Nichts ist schlimmer als Cash Games mit Geld zu spielen, das man sich nicht zu verlieren leisten kann – außer vielleicht mit geborgtem Geld zu spielen. Das solltet Ihr beim Pokern ohnehin sofort vergessen – das ist erstens generell eine schlechte Idee aber auch sehr verpönt unter den Spielern. Entweder man hat das Geld zum Spielen oder man läßt es lieber.

Wer aber die Cash Games zu spielen versteht und sich dort zu einem gewinnenden Spieler mausern kann, der kann sich ein goldenes Näschen verdienen. Wenn man sich die Beträge ansieht, um die teilweise gespielt wird, versteht man, warum viele Spieler liebend gerne auf Turniere verzichten und stattdessen Cash Games spielen.

Information ist Trumpf

Poker ist ein Spiel der Geduld – und der Information. Auch schon vor dem eigentlichen Spiel. Ich empfehle Euch, vorher genau zu überprüfen und zu vergleichen, an welchem Tisch der Pot welche durchschnittliche Höhe beträgt, welcher Prozentsatz der Flops gesehen wird, usw. – diese Infos kann man mittlerweile bei fast allen Poker Seiten in der Lobby einsehen und sie sollten bei der Wahl des Tisches herangezogen werden. Und auch wenn Ihr nicht wie bei einem Turnier an einen Zeitplan gebunden seid, versucht bitte nicht, ein Cash Game “schnell zwischendurch” zu spielen, das kann sehr leicht nach hinten losgehen. Nehmt Euch immer Zeit zum Pokern, die Qualität Eurer Entscheidungen leidet immens, wenn Ihr Euch nicht völlig auf das Spiel konzentrieren könnt.

Im nächsten Beitrag (Cash Game Strategie – Position & Hände) gehe ich ein wenig auf Position und Starthände ein und erkläre Euch, warum man KQ niemals spielen sollte, es sei denn, man sollte KQ spielen. Verwirrt? Dann habt Ihr noch allerhand zu lernen – aber keine Angst, es ist nicht schwer, ein guter Cash Game Spieler zu werden, wenn man nicht auf die grundlegenden Dinge vergißt und sich das Bankroll Management zu Herzen nimmt (man kann es gar nicht oft genug betonen). Die Hauptsache ist, daß Ihr Euch – vor allem bei Cash Games – einen genauen Finanzplan zulegt und es schafft, rechtzeitig die Bremse zu ziehen, wenn es nötig ist.

Satellite Strategie

Heute möchte ich mit Euch kurz über die teilweise stiefmütterlich behandelten Satellites reden. Wenngleich man dabei kein Cash gewinnt, sollte man sich dennoch durchaus die Mühe machen, sie zu spielen. Warum? Nun, sogenannte Satellites (oder Qualifikationsturniere) sind eine gute Möglichkeit, sich für größere Poker Turniere zu qualifizieren, ohne dabei Deine Bankroll stark anzugreifen. Wenn Du bei einem Turnier mitspielen willst, für das Du $500 Teilnahmegebühr zahlen mußt, kann das – je nach Bankroll – schon ein ordentliches Loch in Deine Finanzen reißen. Stattdessen wirst Du im Normalfall bei den meisten Online Poker Seiten für größere Turniere wie dieses Satellites finden, bei denen Du nur einen Bruchteil dieser Summe aufbringen mußt.

Bleiben wir beim Beispiel der $500: ein typisches Satellite dafür würde so aussehen, daß Du dort lediglich $50 zahlen mußt. Nun wartet der Poker Seite ab, wieviele Teilnehmer es gibt und legt dann fest, wieviele Sitze beim Satellite vergeben werden. In unserem Falle wäre es normalerweise ein Platz pro 10 Teilnehmern, da 10 Teilnehmer, die $50 zahlen, einem Teilnehmer, der $500 zahlt, entsprechen. Bei 100 Teilnehmern in unserem fiktiven $50 Satellite hieße das also, daß 10 Plätze für das $500 Turnier vergeben werden.

Warum aber habe ich diesen Blogbeitrag mit Satellite Stragie betitelt? Unterscheidet sich die Strategie für ein Satellite Turnier tatsächlich von einem regulären Multitable Turnier? Nun, generell sollte man ein Satellite wie jedes andere Turnier spielen, allerdings nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Der Hauptunterschied ist der, daß bei unserem fiktiven Satellite die ersten 10 Spieler einen Platz im höher dotierten Turnier erhalten. Es ist also völlig egal, ob Du nun Erster oder Zehnter wirst! Wenn sich das Spiel also der Bubble nähert und Du eine gute Position hast, dann solltest Du Deine Hände viel vorsichtiger spielen als bei einem normalen Turnier, wo Du Deinen Stack noch weiter aufbessern willst.

Wenn Du bei “unserem” Turnier derzeit nun an der 4.Stelle liegst und noch 12 Spieler dabei sind, vermeide nach Möglichkeit Showdowns mit hohem Einsatz. Was hilft Dir ein All-In mit KK oder AA, wenn Dein Gegenspieler einen größeren Stack hat und einen Call macht, nur um mit QJs eine Straight oder einen Flush zu treffen? Das Resultat: Du bist außerhalb der Bubble geblieben und leer ausgegangen. Laß andere Spieler ausscheiden und bleib einfach in den Top 10. Das ist wohl der gravierendste Unterschied zu einem normalen Multitable Turnier!

Ich persönlich versuche relativ früh meinen Stack aufzubauen, damit ich in der Endphase davon zehren kann. Vom frühen bis mittleren Turnierverlauf spiele ich also ganz wie bei jedem anderen Turnier – aber umso später der Abend und umso besser meine Plazierung im Turnier desto vorsichtiger und überkonservativer mein Spiel. Mit Fortdauer des Turniers gewichte ich die Position am Tisch immer mehr und spiele zumeist nur noch aus Late Positions und vermeide auch zumeist etwaige Versuche, den Pot zu stehlen.

Also denkt daran: bei einem Satellite zu Beginn ganz normal spielen aber gegen Ende immer schön brav vor Augen halten, daß es egal ist, ob man ganz vorne oder ganz hinten in den Platzrängen aufhört. Das einzige Ziel eines Satellites ist es, einen Platz für das höher dotierte Turnier zu ergattern und dabei die Bankroll zu schonen!

Ich wünsche Euch dabei viel Erfolg!

Die 10 Gebote für Pokerneulinge – Teil II

Letztens habe ich Euch die ersten 5 der 10 Gebote geschrieben, heute folgen die restlichen. Legen wir einfach gleich los.

6. Wenige Hände spielen

Häh? Deja vu? Hatten wir das nicht schon einmal bei den ersten 5 Geboten? Ja, hatten wir. Aber dieser Punkt kann gar nicht genug betont werden, deshalb sei er in den 10 Geboten gleich zweimal vertreten. Es ist nicht so, als ob ich sonst nicht auf 10 Punkte gekommen wäre, keine Angst. Ich hätte noch viele weitere Punkte, aber zu den wichtigsten zehn gehört dieses Gebot gleich zweimal! Also nochmals: Wenige Hände spielen!

7. Gegner beobachten lernen

Natürlich, bei Live Spielen mit weiblicher Beteiligung wird es den Herren der Schöpfung leicht fallen, den Gegner genauestens zu beobachten. Das ist hiermit aber nicht gemeint. Ihr sollt stattdessen das Spiel des Gegners beobachten und zu lesen lernen. Man kann bei den meisten Spielern innerhalb relativ kurzer Zeit gewisse Verhaltensmuster und Spielweisen ausmachen. Es ist beispielsweise ein immenser Unterschied, ob ein tighter Spieler oder ein Maniac ein Re-Raise macht. Außerdem können vor allem neue Spieler, denen langweilig ist, wenn sie nur wenige Hände spielen, sich nach dem Folden gezielt auf das Beobachten der Gegner konzentrieren. Versucht doch einfach einmal, vorherzusagen, was ein Gegner machen wird. Check? Bet? Call? Fold? Raise? Gar ein Re-Raise? All-In? Was für Karten zeigt er dann beim Showdown? Habt Ihr recht gehabt und er hat nur einen Bluff versucht? Wie hat er auf den Raise des anderen Spielers reagiert? Diese Beobachtungen sind für einen Pokerspieler von unglaublicher Wichtigkeit und Ihr solltet versuchen, das so bald als möglich zu lernen. Dann könnt Ihr aufgrund des Verhaltens eines Spielers sehr oft seine Hand korrekt einschätzen und dementsprechend reagieren.

8. Board Cards lesen

Ebenso wichtig ist es, daß Ihr die Board Cards richtig lesen könnt und seht, ob nicht vielleicht plötzlich am Turn oder River Euer bisher so toller Drilling fast wertlos wird, weil nun 4 Karten derselben Farbe da liegen oder aber nur mehr eine Pocket Card eines Gegenspielers auf eine Straight nötig wäre. Gerade für Anfänger birgt das oft große Gefahren, da man sich so sehr auf seine Hand konzentriert, daß man nicht selten die möglichen Hände der Gegner völlig vergißt.

9. Folden lernen

Ein wichtiger Aspekt beim Pokern ist das rechtzeitige Folden. Vor allem neue Spieler haben damit oft ein großes Problem, wenn sie bereits Chips im Pot liegen haben. Dabei ist zumeist die Hoffnung Vater allen Übels. Wenn Du eine Hand hast, von der Du nicht überzeugt bist, daß sie gewinnt, dann solltest Du die Verluste so gering wie möglich halten und die Karten weglegen. Es ist besser, $2 kampflos aufzugeben, als noch weitere $4 zu setzen, wenn die Lage bereits aussichtslos ist. Viele Spieler lassen sich durch Value Bets immer weiter in den Pot locken und mit jedem weiteren Einsatz wird ein Aussteigen schwerer. Deshalb lieber zähneknirschend einmal zu oft folden als einmal zu wenig.

10. Nie on tilt spielen

Was ist “on tilt”? Nun, wenn die Emotionen das Spiel regieren, spricht man davon, daß jemand on tilt ist. Mann sollte tunlichst vermeiden, sich beispielsweise durch einen Bad Beat dazu verleiten zu lassen, daß man in der nächsten Hand versucht, alles wieder auf einmal hereinzuholen. Bad Beats passieren, aber wenn man deshalb nicht mehr rational spielt, verliert man in Folge noch viel mehr. Oft empfiehlt es sich, die nächsten Hände noch vorsichtiger als sonst zu spielen, bis man den Bad Beat von zuvor wieder ganz verdaut hat. Und wenn Dich ein Spieler durch provokatives Verhalten aus der Reserve locken will, hast Du bei online Poker eine tolle Funktion: Mute Chat. Sehr empfehlenswert.

Allgemeines

Allgemein gilt, daß Ihr nie spielen solltet, wenn Ihr müde, gereizt oder abgelenkt seid. Pokern ist ein Spiel, das ungemein viel Konzentration verlangt. Wer nun also nicht voll bei der Sache ist, gibt den Gegnern schon einen großen Vorsprung. Auch ein sehr wichtiger Punkt ist, daß man das Bankroll Management immer und überall im Kopf behält! Und ein gut gemeinter Rat: Übt Euch im Short Stack Spiel in Low Limits, wenn Ihr Cash Games spielt. Bei Short Stack müßt Ihr ganz extrem darauf achten, wirklich nur gute Hände zu spielen und der Vorteil ist, selbst wenn Ihr Pech habt oder schlecht drauf seid, verliert Ihr nur relativ wenig Geld im Vergleich zu Eurer Bankroll.

Generell ist es eine gute Idee, sich diverse Bücher über Poker zu besorgen (und auch zu lesen), guten Spielern über die Schulter zu schauen und viel zu üben, um eine gewisse Routine zu bekommen. Wenn Ihr schon ein wenig Erfahrung gesammelt habt, versucht durchaus einmal Eure normale Spielweise der Situation am Tisch anzupassen. Dies kann durch die Größe Eures Stacks bestimmt sein, durch die Anzahl der Spieler am Tisch, die Art der Spieler, Eure Position, die Blind Levels,…

Ich wünsche Euch viel Geduld und gute Karten!

Die 10 Gebote für Pokerneulinge – Teil I

Ich habe mir die Freiheit herausgenommen, eine kleine Liste von 10 Geboten für neue Spieler aufzustellen, weil ich selber beim Pokern so ziemlich alle Fehler selber schon gemacht habe – und auch wenn ich überzeugt bin, daß ein neuer Spieler eben diese Fehler machen wird, selbst wenn er vorher davon gewarnt wurde, glaube ich doch auch, daß er sie auch schnell wieder abstellen wird, wenn er darauf aufmerksam gemacht wird.

Spieler mit ein wenig Erfahrung merken an einem Pokertisch innerhalb kürzester Zeit, wer noch neu im Geschäft ist und werden im Normalfall versuchen, diese Spieler unter Druck zu setzen und vor schwere Entscheidungen zu stellen, um sie in Folge um ihre Chips zu erleichtern. Wenn Ihr Euch die Gebote anschaut und dann an einem Tisch einmal darauf aufpaßt, werdet Ihr auch schnell sagen können, wer an Eurem Tisch ein Neuling ist. Aber fangen wir einfach einmal an:

1. Wenige Hände spielen

Man kann es neuen Spielern gar nicht oft genug sagen: Profis folden weit mehr Hände vor dem Flop als sie spielen. Pokern ist ein Spiel der Taktik, Mathematik und – Geduld. Es geht darum, seinen Stack zu schützen und nicht mit ständigen Calls Chips am Tisch liegen zu lassen. Wenn Ihr vor dem Flop schlechte Karten habt, ist die Wahrscheinlichkeit, nach dem Flop plötzlich gute Karten zu haben sehr gering. Ich persönlich vermeide es, eine Hand zu spielen, die nicht entweder ein Pocket Pair mit 2 Face Cards ist oder aber eine Face Card und eine As. Und selbst da kommt es auf meine Position und die bisherigen Aktionen der anderen Spieler an.

2. Position erkennen

Wie Euch Max schon in seinem letzten Blogeintrag Sit & Go – Positionen und frühe Starthände informiert hat, ist die Position, die man am Tisch in Bezug auf den Button inne hat, beim Pokern enorm wichtig. Je nach Position wird ein guter Spieler ein und dieselbe Hand völlig unterschiedlich spielen. Generell gilt, daß eine Late Position einen unglaublichen Vorteil bringt, den man sich – wenn möglich – zunutze machen sollte.

3. Nicht zu viel bluffen

Es tut mir in der Seele weh, wenn neue Spieler glauben, daß ein All-In automatisch heißt, daß alle anderen die Karten weglegen. Nicht nur einmal habe ich so mit KK oder AA einen Call nach einem All-In gemacht, nur um jemanden zu sehen, der 27, 3J oder ähnlichen “Schrott” in seinen Händen hielt. Ganz klar, die letzten beiden Runden haben alle anderen nach seinem All-In die Karten weggelegt, aber wenn einmal jemand eine gute Hand hat, ist plötzlich der ganze Stack weg. Bluffen will gelernt sein und es kommt auf so viele Nuancen an, daß man als neuer Spieler sicherheitshalber erst einmal die Finger davon lassen sollte. Und nur ganz nebenbei: Bluffs bestehen nicht nur aus All-Ins…

4. Selten callen

Warum sollt Ihr nur selten callen? Nun, Chris Ferguson, ein nicht ganz Unbekannter also, meinte einmal sinngemäß “Warum callen? Wenn Deine Hand gut genug ist, um zu raisen, mach einen Raise und übe Druck aus. Wenn sie nicht gut genug für einen Raise ist, dann leg sie weg – jemand anderer hat wahrscheinlich eine bessere Hand. Und wenn Du nur einen Call machst, erlaubst Du jemand anderem, die Initiative zu ergreifen und Dich danach zu einer Entscheidung zu zwingen. Mit Bet oder Raise zwingst Du hingegen Deine Gegenspieler zu einer Entscheidung.”

5. Low Limits

Egal wie verlockend es sein mag, um höhere Beträge zu spielen, wenn man einmal einen netten Run in den unteren Limits genossen hat – tut es nicht! Es gehört schon viel Erfahrung und Können dazu, wenn man auf höhere Limits umsteigen will. In den Low Limits gibt es immer Pokerneulinge, Fische und leichtsinnige Spieler – umso höher die Limits, desto stärker jedoch auch im Normalfall die Konkurrenz. Und so schnell könnt Ihr dann gar nicht schauen, wie Eure Bankroll die Schwindsucht bekommt!

So, Anfang der Woche folgt dann der Rest – in der Zwischenzeit beherzigt schon mal die ersten 5 Gebote!

Spielst Du Poker oder pokerst Du?

Die Frage ist durchaus berechtigt und könnte noch weit detaillierter ausfallen. Denn Poker spielen kann wahnsinnig unterschiedlich sein, je nach Spielvariante. Während Ihr Euch beispielsweise beim allseits beliebten Texas Hold’Em 5 Karten mit allen anderen Spielern teilen müßt, habt Ihr beim 5 Card Draw Poker Eure Karten exklusiv für Euch und wenn Ihr da 3 Asse in der Hand habt, sind das Eure 3 Asse. Das ist für das Abschätzen einer Hand von immenser Wichtigkeit und nicht selten vergessen Pokerneulinge beim Texas Hold’Em genau dieses Prinzip und rennen seelig lächelnd ins offene Messer.

Aber abgesehen von den verschiedenen Pokervarianten ist die Frage auch in weiterer Folge berechtigt: Pokerspieler sind dann gut, wenn sie nicht einfach pokern. Was heißt das wieder? Nun, wenn jemand pokert, ist das im Volksmund nicht unbedingt auf das Pokerspielen bezogen, sondern bedeutet, daß jemand etwas riskiert und oft auch, daß jemand blufft. Während ein Bluff durchaus ein legitimes Mittel im Poker darstellen kann, wird man teuer dafür bezahlen, wenn man es übertreibt. Ein Bluff muß neben dem Risiko auch einen dementsprechend hohen Gewinn versprechen, damit er sich auf Dauer lohnt. Wenn ich meist verliere und dann einmal einen kleinen Gewinn mit dem Bluff einfahre, werde ich trotz aller Freude über diesen einen gelungenen Bluff schlecht aussteigen.

Ich will aber nicht auf die Sinnhaftigkeit von Bluffs eingehen und unter welchen Umständen sie eher von Erfolg gekrönt sein werden. Ich will heute lediglich nochmals auf Wahrscheinlichkeiten und die Abhängigkeit aller Pokerspieler von eben diesen eingehen. Jemand, der in oben erwähntem Sinne pokert, ist beim Pokern völlig fehl am Platz. Pokern ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten und Chancen, ein Spiel der Prozente und in weiterer Folge natürlich ein Spiel der Menschenkenntnis (bzw. Beobachtungsgabe und Einschätzung). Nur wer sich diese Grundprinzpien aneignet, wird vielleicht einmal mit Pokern seinen Lebensunterhalt verdienen können.

Um aber damit Erfolg zu haben, rate ich Euch zum Gegenteil von dem, was ich gemacht habe. Konzentriert Euch erst einmal nur auf eine einzige Spielvariante und übt Euch darin, bis Ihr ein wirklich gutes Gefühl für Eure Gewinnchancen bei jedweder Hand entwickelt. Erst wenn Ihr Euch wirklich sicher dabei fühlt und auch stete Gewinne verzeichnen könnt (dazu braucht es beispielsweise auch ein gutes Bankroll Management, wie es schon Max in einem früheren Blogeintrag beschrieben hat), rate ich Euch dazu, auch einmal eine andere Variante auszutesten. Und ob Ihr jetzt vielleicht von einem selbsternannten “Profi” ob Eurer Spezialisierung auf eine Variante gescholten werdet, sollte Euch egal sein. Wahre Profis wissen um die Wichtigkeit, erst eine Variante zu beherrschen, bevor man sich über eine andere herwagt.

Ich muß gestehen, ich war früher auch jemand, der reine Texas Hold’Em Spieler immer wieder gering geschätzt habe, weil sie eben nur diese eine Abart gespielt haben – im Endeffekt war es aber wohl auch Neid, daß sie in dieser Sparte so erfolgreich waren. Für mich war Texas Hold’Em eben immer eine lustige und interessante Variante, aber ich habe mich nicht exklusiv darauf oder auf 5 Card Draw konzentriert und gegen Spezialisten immer wieder dafür bezahlt. Und für neue Spieler kann das teuer werden, wenn man sich zuviel zumutet. Deshalb bleibt erstmal bei einer einzigen Variante (am besten derzeit Texas Hold’Em, da es am populärsten ist und man online stets genug Tische zum Spielen finden wird) und spielt – wenn Ihr es denn unbedingt ausprobieren wollt – andere Varianten um Mikrobeträge oder auch nur Spielgeld. Euer Konto wird es Euch danken.

Ja… nein… vielleicht?

Hallo allerseits, mein Name ist Bernd, ich spiele bereits seit vielen Jahren Poker – die Fernsehwerbung hat bei mir dann den Anstoß gegeben, auf Texas Hold’Em umzusteigen und auch online zu gehen. Davor habe ich primär in diversen Cash Games sowohl das klassische Poker (5 Card Draw) als auch die ein oder andere Variante davon gespielt. Eigentlich nicht gerade ein Garant für Erfolg, da ich mich nicht nur auf eine Spielart konzentriert habe, sondern gleich 3 oder 4 Versionen eines Spieles zu beherrschen versuchte.

Warum es mir dabei trotzdem ganz gut gegangen ist, läßt sich vielleicht in 2 Gründen finden. Einerseits war zu meinen Anfangszeiten die Dichte einfach nicht so hoch wie heute und man konnte sich sicher sein, an seinem Tisch stets das ein oder andere Opfer zu finden. Andererseits hat mich schon in meiner Schulzeit immer die Mathematik fasziniert und Poker lädt förmlich zu Wahrscheinlichkeitsrechnungen ein. Ich muß wohl nicht erst erwähnen, daß ich mir die Wahrscheinlichkeiten jeder Hand mit Freude und Enthusiasmus durchgerechnet habe.

Ich erinnere mich noch, daß ich einmal fast einen Monat lang Pokerspiele simuliert habe (nein, nicht am Computer, ich habe einfach tatsächlich Karten für mehrere nicht vorhandene Spieler ausgeteilt und dann versucht, meine Karten sofort grob zu bewerten, nachdem ich sie auf der Hand hatte). Auch wenn das natürlich durch das Fehlen von tatsächlichen Gegnern eine etwas mühsame und nicht ganz ausgereifte Methode war, habe ich es zumindest geschafft, einige Grundbewertungen von gewissen Starthänden für mich herauszufinden (ich hatte ja keine Fachliteratur und im Internet war ich auch nicht zuhause – außerdem hätte es zu dieser Zeit wohl noch nicht wirklich interessante Abhandlungen darüber gegeben).

Mit dieser Übung kam auch eine gewisse Sicherheit in mein Spiel, weil ich durch meine “Experimente” gelernt habe, daß eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 60% einfach nichts anderes heißt, als daß ich – statistisch gesehen – zu 40% verliere. Also nicht unbedingt die beste Voraussetzung, mein ganzes Geld darauf zu setzen, wenn es nicht sein muß, weil ich ja rein rechnerisch bei 5 Gelegenheiten 2 mal alles verliere. Ab welcher Gewinnwahrscheinlichkeit es Sinn macht, alles auf “eine Karte” zu setzen, muß jeder für sich entscheiden. Meine Grenze liegt jedenfalls deutlich höher – Ausnahmen bestätigen die Regel.

Wie kann man nun aber die Wahrscheinlichkeit bestimmen, mit der man gewinnt? Nun es hilft natürlich ungemein, die Hand des Gegners zu kennen. Es gibt diverse Möglichkeiten, auf diese Hand zu schließen, wenn man seinen Gegner und dessen Aktionen gut beobachtet (beim 5 Card Draw ist natürlich der Kartentausch ein wesentlicher Faktor, aber generell gilt es viel mehr als nur das zu beobachten und ich rede jetzt nicht von Blinzeln, Räuspern und dergleichen sondern beispielsweise vom Wettverhalten am Tisch). Aber auch wenn man die Hände der Gegenspieler völlig außer Acht läßt, hilft es, die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, mit der man beispielsweise einen Flush bekommen kann. Was hilft es mir, wenn der Gegner nur ein Paar in der Hand hat, wenn ich lediglich eine Baustelle habe?

Gleichzeitig muß man natürlich bedenken, daß ein reines Konzentrieren auf die eigene Hand fatale Folgen haben kann. Ein guter Pokerspieler “weiß”, was sein Gegner auf der Hand hat. Schaut Euch einfach einmal im Fernsehen eine der zahlreichen Übertragungen an. Da kommt es nicht nur einmal vor, daß die beiden verbleibenden Spieler einer Hand genau erahnen, welche Karten der Gegner nun hat. Wirkliche Pokerprofis liegen damit meist richtig. Das hat viel mit Erfahrung, Instinkt und Intuition zu tun, und natürlich damit, daß sie ihre Gegenspieler sehr genau studieren, vor und während eines Turniers. während ich auf diesem Gebiet vergleichsweise noch immer Amateur bin und wohl auch bleiben werde, hilft es mir bei den meisten Turnieren und Cash Games nichtsdestotrotz ungemein.

Als kleine Übung empfiehlt es sich, einfach einmal zu versuchen, beim Spielen jeder Hand, bei der nur noch ein oder zwei Gegner über sind, für sich festzulegen, welche Karten der Gegner nun vermutlich hat und abschließend – wenn es denn zum Showdown kommt – zu kontrollieren, wie weit man damit richtig gelegen ist. Ich finde, daß dieses Bewußtmachen schon sehr hilfreich ist, auch wenn man vor allem zu Beginn sehr oft falsch “rät”. Ihr werdet sehen, nach ein paar Wochen wird die Quote schon weit besser sein und Ihr könnt oftmals dumme Niederlagen vermeiden – zumindest wenn Ihr die Härte besitzt, auch einmal eine Hand verloren zu geben und den bisherigen Einsatz abzuschreiben.

Weitere Details zu den Wahrscheinlichkeiten im Poker folgen in wenigen Tagen. In der Zwischenzeit übt schon mal brav, es zahlt sich wirklich aus.