Die 10 Gebote für Pokerneulinge – Teil II

Letztens habe ich Euch die ersten 5 der 10 Gebote geschrieben, heute folgen die restlichen. Legen wir einfach gleich los.

6. Wenige Hände spielen

Häh? Deja vu? Hatten wir das nicht schon einmal bei den ersten 5 Geboten? Ja, hatten wir. Aber dieser Punkt kann gar nicht genug betont werden, deshalb sei er in den 10 Geboten gleich zweimal vertreten. Es ist nicht so, als ob ich sonst nicht auf 10 Punkte gekommen wäre, keine Angst. Ich hätte noch viele weitere Punkte, aber zu den wichtigsten zehn gehört dieses Gebot gleich zweimal! Also nochmals: Wenige Hände spielen!

7. Gegner beobachten lernen

Natürlich, bei Live Spielen mit weiblicher Beteiligung wird es den Herren der Schöpfung leicht fallen, den Gegner genauestens zu beobachten. Das ist hiermit aber nicht gemeint. Ihr sollt stattdessen das Spiel des Gegners beobachten und zu lesen lernen. Man kann bei den meisten Spielern innerhalb relativ kurzer Zeit gewisse Verhaltensmuster und Spielweisen ausmachen. Es ist beispielsweise ein immenser Unterschied, ob ein tighter Spieler oder ein Maniac ein Re-Raise macht. Außerdem können vor allem neue Spieler, denen langweilig ist, wenn sie nur wenige Hände spielen, sich nach dem Folden gezielt auf das Beobachten der Gegner konzentrieren. Versucht doch einfach einmal, vorherzusagen, was ein Gegner machen wird. Check? Bet? Call? Fold? Raise? Gar ein Re-Raise? All-In? Was für Karten zeigt er dann beim Showdown? Habt Ihr recht gehabt und er hat nur einen Bluff versucht? Wie hat er auf den Raise des anderen Spielers reagiert? Diese Beobachtungen sind für einen Pokerspieler von unglaublicher Wichtigkeit und Ihr solltet versuchen, das so bald als möglich zu lernen. Dann könnt Ihr aufgrund des Verhaltens eines Spielers sehr oft seine Hand korrekt einschätzen und dementsprechend reagieren.

8. Board Cards lesen

Ebenso wichtig ist es, daß Ihr die Board Cards richtig lesen könnt und seht, ob nicht vielleicht plötzlich am Turn oder River Euer bisher so toller Drilling fast wertlos wird, weil nun 4 Karten derselben Farbe da liegen oder aber nur mehr eine Pocket Card eines Gegenspielers auf eine Straight nötig wäre. Gerade für Anfänger birgt das oft große Gefahren, da man sich so sehr auf seine Hand konzentriert, daß man nicht selten die möglichen Hände der Gegner völlig vergißt.

9. Folden lernen

Ein wichtiger Aspekt beim Pokern ist das rechtzeitige Folden. Vor allem neue Spieler haben damit oft ein großes Problem, wenn sie bereits Chips im Pot liegen haben. Dabei ist zumeist die Hoffnung Vater allen Übels. Wenn Du eine Hand hast, von der Du nicht überzeugt bist, daß sie gewinnt, dann solltest Du die Verluste so gering wie möglich halten und die Karten weglegen. Es ist besser, $2 kampflos aufzugeben, als noch weitere $4 zu setzen, wenn die Lage bereits aussichtslos ist. Viele Spieler lassen sich durch Value Bets immer weiter in den Pot locken und mit jedem weiteren Einsatz wird ein Aussteigen schwerer. Deshalb lieber zähneknirschend einmal zu oft folden als einmal zu wenig.

10. Nie on tilt spielen

Was ist “on tilt”? Nun, wenn die Emotionen das Spiel regieren, spricht man davon, daß jemand on tilt ist. Mann sollte tunlichst vermeiden, sich beispielsweise durch einen Bad Beat dazu verleiten zu lassen, daß man in der nächsten Hand versucht, alles wieder auf einmal hereinzuholen. Bad Beats passieren, aber wenn man deshalb nicht mehr rational spielt, verliert man in Folge noch viel mehr. Oft empfiehlt es sich, die nächsten Hände noch vorsichtiger als sonst zu spielen, bis man den Bad Beat von zuvor wieder ganz verdaut hat. Und wenn Dich ein Spieler durch provokatives Verhalten aus der Reserve locken will, hast Du bei online Poker eine tolle Funktion: Mute Chat. Sehr empfehlenswert.

Allgemeines

Allgemein gilt, daß Ihr nie spielen solltet, wenn Ihr müde, gereizt oder abgelenkt seid. Pokern ist ein Spiel, das ungemein viel Konzentration verlangt. Wer nun also nicht voll bei der Sache ist, gibt den Gegnern schon einen großen Vorsprung. Auch ein sehr wichtiger Punkt ist, daß man das Bankroll Management immer und überall im Kopf behält! Und ein gut gemeinter Rat: Übt Euch im Short Stack Spiel in Low Limits, wenn Ihr Cash Games spielt. Bei Short Stack müßt Ihr ganz extrem darauf achten, wirklich nur gute Hände zu spielen und der Vorteil ist, selbst wenn Ihr Pech habt oder schlecht drauf seid, verliert Ihr nur relativ wenig Geld im Vergleich zu Eurer Bankroll.

Generell ist es eine gute Idee, sich diverse Bücher über Poker zu besorgen (und auch zu lesen), guten Spielern über die Schulter zu schauen und viel zu üben, um eine gewisse Routine zu bekommen. Wenn Ihr schon ein wenig Erfahrung gesammelt habt, versucht durchaus einmal Eure normale Spielweise der Situation am Tisch anzupassen. Dies kann durch die Größe Eures Stacks bestimmt sein, durch die Anzahl der Spieler am Tisch, die Art der Spieler, Eure Position, die Blind Levels,…

Ich wünsche Euch viel Geduld und gute Karten!