Bankroll Management

In meinem ersten Beitrag habe ich versprochen, einige Tipps zu geben, die den Einsteiger in die Welt des Pokers vor einer Talfahrt schützen sollen, wie ich sie zu Beginn erlebt habe. Hätte ich mir von Anfang an einen Plan erstellt, wie ich das Geld, welches ich zum Pokern zur Verfügung habe (die Bankroll) vernünftig verwalte, wäre mir einiger Ärger erspart geblieben. Rückblickend kann ich sagen, dass der sorglose Umgang mit meiner Bankroll der größte Fehler war, den ich zu Beginn gemacht habe. Deshalb will ich heute etwas zum Thema Bankrollmanagement schreiben.

Chris Ferguson der im Jahr 2000 das Main Event der WSOP gewann, hat sich im Jahr 2006 einer interessanten Herausforderung gestellt. Er wollte innerhalb eines Jahres $10.000 erspielen, ohne selbst auch nur einen Cent einzubezahlen. Gleich vorweg, er hat es geschafft. Der mühsamste Abschnitt waren für ihn die vielen Freerolls, die er spielen musste, um endlich einmal die paar Dollar zur Verfügung zu haben, um mit dem Aufbau der Bankroll beginnen zu können. Im Rahmen dieses Experiments hat Herr Ferguson für sich selbst folgende Regeln aufgestellt:

  • Ich kaufe mich zu keiner Zeit mit mehr als 5% meiner Bankroll in ein Cash Game oder Sit & Go ein. (Ausnahme: Ich darf mich in jedes Spiel einkaufen, wenn es nicht mehr kostet als $2,50.)
  • Ich spiele kein Multi-Table Turnier, dessen Buy-In mehr als 2% meiner Bankroll beträgt. (Ausnahme: Ich darf jedes Turnier spielen, das $1 oder weniger kostet.)
  • Sollte während einer No-Limit oder Pot-Limit Cashgame Session das Geld, das ich am Tisch habe, mehr als 10% meiner Bankroll betragen, muss ich den Tisch verlassen, wenn mich die Blinds erreichen.

Es sind nur drei Regeln, aber sie sind gut durchdacht und, wie ich finde, besonders anfängertauglich.

Hier ein kleines Beispiel zum leichteren Verständnis. Nehmen wir an, Ihre Ersteinzahlung auf einer unserer Partnerseiten beträgt $100 und sie haben vor, hauptsächlich Sit & Go zu spielen. Dann bedeutet das: Ihre Bankroll beträgt exakt $100 (es sei denn, Sie erhalten einen Sofortbonus), 5% der gesamten Bankroll sind folglich $5. Ergo spielen Sie Sit & Go mit einem maximalen Buy-In von $5. Sie finden kein Sit & Go mit einem Buy-In von $5 sondern nur welche mit $5,50? Dürfen Sie sich trotzdem einkaufen?

Nun, es ist Ihre Bankroll und natürlich können Sie sich einkaufen. Wenn Sie jedoch meine Antwort hören wollen, lautet diese klipp und klar “NEIN!”. Obwohl Sie nur $10 mehr, also eine $110 Bankroll bräuchten, damit das BuyIn von $5,50 die 5%-Regel nicht brechen würde, kaufen Sie sich in dieses Spiel besser nicht ein. Wir haben die Regeln zur Verwaltung unserer Bankroll festgelegt und stoßen Sie nicht bei erstbester Gelegenheit wieder um. Langfristig gewinnbringendes Poker setzt Disziplin voraus. Auch und vor allem, beim Umgang mit der Bankroll. Es fehlen im Beispiel genau $10 in der Bankroll um dieses Sit & Go spielen zu dürfen. Kaufen sie sich in z.B. $3,40 Sit & Go Turniere ein, und spielen Sie da solange erfolgreich, bis Ihre Bankroll $110 beträgt. Dann können Sie das Limit wechseln und die $5,50 Turniere in Angriff nehmen.

Nehmen wir an, Sie spielen nicht ihr bestes Poker oder haben schlicht und einfach Pech und verlieren zehn von den $3,40 Turnieren in Serie. Nun ist Ihre Bankroll auf $66 geschrumpft und 5% davon betragen jetzt $3,30. Sie wissen, was das bedeutet? 🙂 Genau! Sie haben nicht mehr die nötige Bankroll für $3,40 Sit & Go Spiele. Also wechseln Sie nun auf z.B. $2,50 Sit & Go und spielen diese so lange bis Ihre Bankroll wieder auf mindestens $68 (5% von $68 sind $3,40) angewachsen ist.

Der äußerst angenehme Nebeneffekt des konsequenten Bankrollmanagements ist der, dass Sie sehr bald das Limit finden werden, das Ihrem Können entspricht. Sie werden mehr als nur einmal die Limits wechseln, soviel kann ich Ihnen garantieren. Die Belohnung für ihre Disziplin und Konsequenz ist folgende:

  • Sie spielen sehr bald auf einem Limit, das Ihnen Erfolgserlebnisse beschert.
  • Sie spielen nicht über Ihre Verhältnisse, ohne es überhaupt zu bemerken.
  • Sie spielen langfristig betrachtet immer auf den Limits, welche ihrem Können entsprechen.
  • Die Chance ihre gesamte Bankroll zu verlieren ist auf ein Minimum reduziert.
  • Es macht Spaß zu bemerken, dass man ein Limit schlagen kann und Dollar für Dollar und Cent für Cent dem Aufstieg auf das nächste Limit näher rückt.

Denn Poker soll Ihnen Spaß machen, von Anfang an!