Happy Birthday Doyle Brunson!

Letztes mal habe ich über den Spieler geschrieben, der mein Lieblingsspieler und ein sehr ruhiger, analytischer Mensch ist – Chris Ferguson. Nun, Doyle Brunson steht ihm in Ruhe und Analytik wohl um nichts nach und ist für mich auch einer derjenigen Menschen, die ich auch abseits des Pokerspiels gerne einmal für eine nette Unterhaltung treffen würde. Ich traue mich kaum, ihn einen alten Mann zu nennen, das klingt schon fast respektlos – Tatsache ist aber, daß er stets einer der ältesten Spieler bei den WSOP ist. Aber auch einer der erfolgreichsten.

Der Pokerprofi und Autor zahlreicher Pokerbücher, die zur absoluten Pflichtlektüre für ernsthafte Spieler gehören, ist heute 75 Jahre alt geworden! Geboren wurde er folgerichtig (für die kühnen Rechner unter Ihnen) am 10. August 1933 und zwar in Longworth, Texas. Er spielt nun schon seit mehr als einem halben Jahrhundert professionell Poker. Er war der erste Spieler, der das Main Event der WSOP in aufeinanderfolgenden Jahren gewinnen konnte, der erste, der die $1 Milionen Grenze an Einnahmen durch Poker spielen überschritten hat, einer von lediglich 4 Spielern, die das Main Event der WSOP mehr als einmal gewinnen konnten, liegt mit Johnny Chan gemeinsam an zweiter Stelle, was die insgesamt gewonnenen WSOP Armbänder angeht (10 Stück) und der erste von insgesamt fünf Spielern, denen es bisher gelungen ist, sowohl ein WSOP Main Event als auch den World Poker Tour Titel zu gewinnen. Wen wundert es also, daß er eine fixe Größe in der Pokerwelt und selbstredend in der Poker Hall of Fame ist, und das bereits seit 1988 – und nach wie vor kein Ende in Sicht!

Eigentlich war Doyle Brunson seit seiner Kindheit, die er in dem gerade mal 100 Einwohner zählenden Ort Longsworth verbrachte, ein sehr sportlicher Mensch und sowohl im Basketball als auch im Langstreckenlauf sehr erfolgreich und ein vielverspechendes Talent. Durch einen Arbeitsunfall mußte er 2 Jahre lang einen Gips am Bein tragen und seine Sportkarriere war beendet. Er konzentrierte sich danach ausschließlich auf Studium und Poker und fand heraus, daß ihm das Pokern sehr leicht fiel. Nach seinem Studienabschluß stellte er fest, daß er bei Poker in wenigen Stunden ein Vielfaches seines Monatslohnes verdienen kann und entschied sich dazu, Profispieler zu werden.

Erst verdiente er sein Geld in illegalen Spielen in Fort Worth (Texas), später reiste er dafür auch in benachbarte Bundesstaaten. Da Poker zu dieser Zeit generell nicht legal war, konnte es durchaus manchmal etwas brenzlig werden und Doyle Brunson sah nicht nur einmal das falsche Ende eines Revolvers, wurde überfallen, zusammengeschlagen oder ausgeraubt. Nach vielen turbulenten Jahren endete er dann schließlich in Las Vegas. Mittlerweile ist er nicht nur für seine Erfolge beim Pokern berühmt sondern auch für seine Bücher, vor allem den Klassiker “Super System” (wie auch Max in seinem Blogeintrag Sit & Go – Position und frühe Starthände erwähnt hat), das von vielen als Pokerbibel angesehen wird. Auch wenn er behauptet, daß er durch das Buch viel Geld verloren hat, weil viele Pokerspieler nun besser spielen, hat er es doch bisher mehr als beachtliche $5.300.000 bei Live Turnieren gewonnen.

Sein Spitzname “Texas Dolly” entstammt übrigens einem Irrtum von Jimmy Snyder, einem amerikanischen Sport Kommentator, der ihn eigentlich als “Texas Doyle” ankündigen sollte, aber den Namen falsch gelesen hat. Seitdem heißt Mr. Brunson bei vielen seiner Profikollegen einfach nur noch Dolly. Sein Sohn Todd spielt ebenfalls professionell Poker und schaffte es, im Jahr 2005 beim Omaha Hi/Lo ein WSOP Armband zu gewinnen, was Doyle und Todd zum ersten Vater-Sohn Gespann macht, daß bei den WSOP Armbänder gewinnen konnte.

Wer also von Pokerlegenden redet, wird den Namen Doyle “Texas Dolly” Brunson gezwungenermaßen in den Mund nehmen müssen. Er ist wohl einer derjenigen Spieler, die in den vergangenen Jahrzehnten den größten Einfluß auf Poker hatten, sei es nun als Spieler oder als Autor. Und eines ist immer wieder schön zu sehen: Wenn er am Tisch sitzt, halten viele der sonstigen Plappermäuler aus Respekt und Ehrfurcht den Mund. Respekt vor dem Alter? Wohl eher Respekt vor Qualität!