Sit & Go – Flop, Hop und Drop

Im letzten Beitrag haben wir uns mit Position und Starthänden beschäftigt – wann sollen Sie welche Hand wie spielen. Im heutigen Beitrag möchte ich Ihnen gerne erklären, was wir denn eigentlich am Flop sehen wollen und wie wir unsere Hand fertig spielen. Bitte bedenken Sie, daß mein gesamter Sit & Go Strategie Blog – wie schon im ersten Beitrag (Sit & Go – Vorbereitung) erwähnt – auf Mikrolimit SNGs zugeschnitten ist. Während die Grundprinzipien teilweise auf SNGs mit höheren Buy-Ins umsetzbar sind, müssen Sie sich im Klaren sein, daß das Spiel sich bei höheren Limits doch wesentlich unterscheidet.

Wir haben uns also entschieden zu callen oder zu raisen. Wenn wir vor dem Flop raisen, machen wir das bei Mikrolimit SNGs in den ersten Blind Leveln gehörig. Wir raisen nicht um den dreifachen oder vierfachen Big Blind, wir raisen beispielsweise um den zehnfachen Big Blind. Also bei unserem fiktiven Turnier mit einem 10/20 Startlevel und 1.500 Chips sollte so ein Raise bei rund 200 Chips liegen. Unsere generelle Strategie zielt darauf ab, schon vor dem Flop möglichst große Pots aufzubauen. Und wenn es zum Flop kommt, wollen wir das Maximum an Chips von unseren Gegnern holen. Deshalb auch der Titel Flop, Hop und Drop – wir investieren, um einen großen Pot zu erhalten.

Anhand vom Beispiel QQ haben wir zuletzt festgelegt, daß wir entweder raisen (wenn noch niemand erhöht hat), reraisen (wenn bereits jemand geraised hat) oder folden (wenn bereits 2 oder mehr Spieler erhöht haben). Unser Raise wäre also hier 200 Chips – wie hoch soll unser etwaiger Reraise ausfallen? Die Höhe richtet sich nach der Höhe des Erstgebotes am Tisch, wir reraisen auf mindestens den doppelten Pot. Hat unser Gegner beispielsweise 200 Chips geboten, bieten wir mindestens 460 (200 Chips + 20 BB + 10 SB = 230 Chips, folglich liegt der doppelte Pot bei 460). Unser Reraise beträgt aber unter keinen Umständen weniger als die Summe unseres Raises (laut unserer obigen Regel) und des momentanen Pots betragen würde.

Beispiel: Pocket Cards QQ, 10/20 Level, ein Spieler bietet 50 Chips – wir reraisen nicht auf 160 (50 + 20 + 10 = 80, 80 x 2 = 160), sondern auf unseren eigentlichen Raise Betrag (200) plus den momentanen Pot (50 + 20 + 10 = 80), also 280. Wir verwenden immer den höheren Betrag aus unseren beiden Regeln (doppelter Pot oder Raise + Pot). Wenn unser Reraise mehr als die Hälfte unseres momentanen Stacks ausmacht, entscheiden wir uns entweder, All-In zu gehen oder die Karten wegzulegen. Sie wollen auf jeden Fall vermeiden, zwei Drittel Ihres Stacks am Tisch liegen zu haben und am Flop ein As zu sehen, weil Sie dann bereits committed wären und die Hand ohnehin bis zu Ende weiterspielen müssen.

Was tun am Flop?

Gehen wir Ihre potentiellen Starthände und die zugehörigen Flops der Reihe nach durch:

  • Pocket Cards: Ein Paar

Gehen wir einmal von dem klassischen Paar in der Starthand aus. Sobald Sie den Flop sehen, halten Sie nach einer dritten Karte für Ihr Paar Ausschau. Wenn Sie diese dritte Karte nicht im Flop sehen, vergewissern Sie sich, ob Sie das Überpaar haben. In beiden dieser Fälle haben Sie eine starke Hand, die Sie auch dementsprechend weiterspielen können und sollen.

  • Pocket Cards: Kein Paar

Sie sehen den Flop mit AK, AQ, AJ oder KQ – was wollen Sie nun am Tisch liegen haben? Am allerliebsten natürlich 3 mal Ihre höchste Karte. Wahrscheinlich werden dann allerdings all Ihre Gegner beim ersten Bet aussteigen. Das nächstbeste wäre dann noch in absteigender Folge Full House, Straße, Drilling, 2 Paare oder 1 Paar. Die Wahrscheinlichkeit, beim Flop bereits Full House oder Straße zu erhalten, ist natürlich um einiges geringer als wenigstens ein Paar zu treffen. Wann sollten Sie Ihre Hand nun weiterspielen, wann weglegen? Wenn Sie am Flop nicht getroffen haben, checken oder folden Sie. Wenn Sie nur ein Paar getroffen haben und es nicht das Top Paar ist, checken oder folden Sie. In allen anderen Fällen können Sie ohne weiteres Druck ausüben, indem Sie bieten oder raisen.

Allgemeines: Beurteilen Sie den Flop und achten Sie darauf, ob er ungefährlich ist, also weder 3 Karten derselben Farbe noch 3 aufeinanderfolgende Karten am Tisch liegen. Wenn beim Flop bereits Flush oder Straight drohen, ist es ratsam, ein wenig feige zu sein und die Karten wegzulegen, wenn vor Ihnen stark geboten wird – es sei denn, Sie haben eine passende Karte, um einen Flush Draw oder Straight Draw zu haben. Wenn Sie nach dem Flop bieten, empfiehlt es sich, bei den Mikrolimits ca. 2 Drittel des Pots zu setzen – bei diesem Limit sollten die meisten Spieler versucht sein, zu callen.

Getroffen – was nun?

Wenn Sie das Glück haben, einen Vierling, ein Full House oder eine Straße zu haben, versuchen Sie, das Spiel möglichst langsam anzugehen, um niemanden zu verscheuchen. Bei Pocket Cards AK und einem Flop von AAA wird vermutlich selbst der größte Maniac bei einem Einsatz von der Hälfte des Pots aussteigen. Stattdessen können Sie sich dazu entscheiden, einfach nur zu checken und mit ein wenig Glück bietet ein Gegner, der entweder bluffen will oder ein Paar in seiner Hand hat. Sie können diese Hand noch immer am Turn anspielen (und auch dann vorzugsweise sanft) und hoffen, daß der ein oder andere Spieler Ihnen Ihren Vierling nicht abnimmt.

Am Turn gilt dasselbe wie bereits am Flop: Vergewissern Sie sich, daß die Karten am Tisch ungefährlich sind und bieten Sie wieder ca. 2 Drittel des Pots (oder gehen Sie All-In, wenn Ihr Stack nicht deutlich über diesem Betrag liegt). Wir wollen unseren Gegner dazu zwingen, uns entweder ordentlich auszuzahlen oder aber seine Karten wegzulegen.

Im Normalfall sollte es relativ selten zu einem River kommen, weil die meisten Ihrer Gegner irgendwann im Verlauf dieser Hand klein beigeben werden. Wenn es doch zum River kommt und Sie beispielsweise gegen 2 Paar (AA88) verlieren, halten Sie sich die Tatsache vor Augen, daß ein Spieler, der mit diesen Karten vor dem Flop bezahlt hat, die klar schlechtere Hand hat und im Regelfall auf Dauer ein verlierender Spieler ist. Dieser Spieler wird auch regelmäßig mitgehen, wenn er nur das As trifft, was weit wahrscheinlicher und öfter der Fall ist – und dann zahlt er Sie gehörig aus. Natürlich können Sie mit AA auch gegen 72 verlieren, aber wir spielen mit dem Vorsatz, langfristig ein gewinnender Spieler zu sein. Dazu gehören eben auch die ein oder andere Niederlage und Bad Beats.